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FREIE KLASSE MACHT SCHULE -- AUFBAU 2006

Info
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Freie klasse macht schule —— aufbau

München
2006

„Gefährliche Kreuzungen“: Das waren zwölf künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum Münchens im Rahmen der „Ortstermine 2006“ auf Initiative des Stadtrates der Landeshauptstadt München. Gemeinsam war ihnen die Auseinandersetzung mit der Grammatik der Toleranz. Grammatik heißt: Wie wird Toleranz verstanden, wie erscheint sie, was sind ihre (heimlichen) Regeln? 

 

Die „Gefährlichen Kreuzungen“ bündelten sich in drei thematische Schwerpunkte: Der erste fragte nach der Augenhöhe, in der sich die Beteiligten begegnen, wenn es um Toleranz geht. Der zweite untersuchte, was als Norm gewertet wird, wie sich Normalisierung herstellt, sichert, und welche Mittel zur Sicherung eingesetzt werden. Und der dritte Schwerpunkt stellte Selbsttechniken vor, mit denen von Normalisierung Betroffene ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen.

 

Die Freie Klasse München schuf mit ihrem Eingriff „Freie Klasse macht Schule“ eine temporäre multifunktionale Architektur als zentralen wie offenen Veranstaltungsort der „Gefährlichen Kreuzungen“. Die konzeptuelle Skulptur reflektierte die Funktion von Schule als öffentliche Institution. Seit der Aufklärung, die die Kulturtechniken des „Lesen Lernens“ mit dem „Schreiben Lernen“ zusammenführte, ist die moderne Schule ambivalent: Einerseits Definitionsagentur der Kultur der Herrschenden wie zugleich Instrument gesellschaftlicher Veränderung und Teilhabe. Der Betrieb von Schulen markiert, z.B. nach Katastrophen und Kriegen, den Beginn von Normalisierung. Die moderne Schule verbindet die Frage nach den Prozessen, die Normalität und gesellschaftliche Norm herstellen mit dazu widerständigen Selbsttechniken.