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Der Planet der freien Klasse 1993

Info
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Der Planet der Freien Klasse

Kulturpalast
Sofia, Bulgarien
1993

Eine Ausstellung, organisiert von der deutschen Gruppe „Freie Klasse“, München und dem Institut für Bagonalistik in München, Sofia, Paris.

Der sofioter Kulturraum zeigte sich nicht nur interessant und anziehend für „passive“ Ausstellungen, die sich in den Begriff für Tradition einschreiben. Einen Blick, der in sich philosophische Begründungen, Auslegungen, Überlegungen umfasst, bietet uns diese Künstlergruppe aus München. Zusammen mit dem Institut für Bagonalistik, dessen Vorsitzender Nikolai Sarafov ist, wurde in einem Saal des Nationalen Kulturpalastes die visuelle Version „Der Planet der Freien Klasse” verwirklicht. Und wenn all das ein bisschen unklar für den nichtverführten Leser und Zuschauer klingt, das ist, weil die Idee Gegenseitigkeit bei der Aufklärung benötigt. In diesem Sinn sind die Wörter allein ohne direkte Beobachtung der Objekte vielleicht ungenügend, damit wir volle Information bekommen.

„Als uns Nikolai Sarafov eine Postkarte vom Nationalen Palast der Kultur zeigte, kam die Idee, an einem unbekannten Ort, in einem unbekannten Staat, in einem völlig unklaren Saal bezüglich der Dimensionen zu zeigen wie wir arbeiten.” Gottfried Weber-Jobe. „Der Planet der Freien Klasse“ ist eine Metapher in jeder Hinsicht. Hermann Hiller: „Als wir anfingen diese Metapher zu bauen, gab jeder von uns seinen Teil beziehungsweise seine Vorstellung über den Aufbau. Die Objekte, aus welchen die Ausstellung besteht, sind im Einzelnen Häuser: der Schönheit, der Freude, der Schlauheit, der Bosheit, des Schaffens und Tempel des Bagonalismus, systematisiert mit der Idee, dass sie allein verstanden werden und gleichzeitig, dass sie sich verflechten. Es ist schwer zu erklären, wie alles funktioniert, aber wir sehen das Ergebnis, welches unsere philosophischen Überlegungen, Farben, Töne umfasst... Der Witz ist, nicht direkt etwas zu zeigen. Wichtig für uns ist die neue Information und sie kann durch verschiedene Suchweisen erreicht werden.“

Die Vorstellung, dass eine Gruppe aus Deutschland kommt und dass sie eine traditionelle Ausstellung zeigen wird, ging nicht in Erfüllung. Wenn wir die Prozesse der modernen Kunst kennen, können wir aber sagen, dass diese Exposition kein Neues bezüglich Ausdrucksmittell und Anzeichen ist. Jahrzehnte schon nehmen Objekte von unserer Umgebung an Ausstellungen teil. Befreit von ihren Utilitätsfunktionen verwandeln sie sich in Zeichen, die andere Teile von unserer Vorstellung über die rationale Welt attackieren. Während ihres Aufenthalts in Sofia fand die Freie Klasse Zeit auch für eine neue Aktion. Ein zufällig gesehenes gelbes, zusammenlegbares russisches Boot vom Schaufenster eines Geschäftes wurde Anlass am Pantscherevo-See eine Reihe von Fotos, Interviews, neue Bekanntschaften zu machen. Eigentlich ist diese spontane Idee, provoziert von der gelben Farbe, emblematisch für diese Gruppe, ist nicht nur Teil vom eventuellen künftigen Projekt. Noch hier in Sofia wurde sie Gesprächsthema inmitten der Generation, die zur Zeit die Kunstakademie absolviert, und bulgarischen Künstlern.

Die Ausstellung, extra für Bulgarien von deutschen Autoren unter Teilnahme eines Bulgaren vorbereitet, gibt nicht nur Material für Vergleich und Überlegung. Der Besuch von den Künstlern in unserem Land hat ohne Zweifel neue Ideen gebracht, neue künstlerische Assoziationen provoziert. Diesbezüglich war die Rückbeziehung mit Sicherheit fruchtbringend.

 

Kamen Balkanski, Sofia